ZH Uerikon Weingut Rütihof
Am Zürichsee, in die Hänge von Uerikon (Gemeinde Stäfa) eingebettet, liegt der Rütihof. Der Betrieb besteht aus Wohnhaus mit Kellerei, dem benachbarten Chalet (Stöckli) und der altehrwürdigen Rütihof-Schüür. Seit 2004 führen Monica Hasler Bürgi und Matthias Bürgi den Rütihof. Monica hat Biologie studiert und ist nach ersten Erfahrungen in der landwirtschaftlichen Beratung im elterlichen Betrieb eingestiegen. Matthias pflegt auf dem 1885 gegründeten Rütihof neben Wein und Gut seine Leidenschaft für naturnahe Hecken, Trockenmauern und Kleinstrukturen.
Nährstoffreiche Nagelfluh- und Sandsteinböden machen die Rebhänge Rütihof, Laubisrüti und Risi zu einem bevorzugten Weinbaugebiet am Zürichsee. Das milde Seeklima sowie trocken-warme Föhntage lassen auf rund fünf Hektaren eine Vielfalt an Traubensorten gedeihen. Die sonnigen Steilhänge mit ihren leichten, kiesigen Böden eignen sich besonders für den Pinot noir und die autochthone Rebsorte Räuschling. Der Riesling-Sylvaner ist eine genügsame Rebe, die ihre typische Aromatik in flachen Lagen auf den tiefgründigen Böden sehr charakterisch entwickelt. In den vergangen Jahren kamen zu den drei Hauptrebsorten einige Spezialitäten hinzu. So wachsen Gewürztraminer, Zweigelt, Cabarnet Dorsa, Merlot, Regent und Gamaret auf den Böden des Weinguts Rütihof.
Einige der Parzellen sind derart steil gelegen, dass die mechanische Bewirtschaftung begrenzt ist. Die dadurch nötige Handarbeit ist sehr zeitaufwändig, ermöglicht jedoch mit jedem Arbeitsschritt die Qualität konsequent zu fördern. «In meiner Arbeit erfahre ich Boden, Wetter, Flora und Fauna und deren Einfluss auf die Rebe. Ich möchte die Reben mit diesen Faktoren in Balance bringen», sagt Monica Hasler Bürgi. Als Winzerin und Biologin legt sie besonderen Wert darauf, die Reaktionen der Reben in ihrem natürlichen Vegetationsraum zu erkennen und die Bewirtschaftung danach zu richten. Sie sieht die Reben nicht nur als Produktionsfläche, sondern auch als Teil der vielfältigen Zürichsee-Landschaft und somit als Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen. So überrascht es nicht weiter, dass der Rütihof mit dem Label «Fair’n green» zertifiziert ist. Das Siegel steht für nachhaltigen Weinbau. Es hilft Winzern dabei, ihren Betrieb nachhaltig zu führen sowie die Arbeit im Weinberg (Biodiversität steigern), die Kellerwirtschaft und die Vermarktung nachhaltig zu verbessern. Basis der kontinuierlichen Beratung der Betriebe bildet ein individueller Entwicklungsplan, welcher bei der Zertifizierung erstellt wird. So werden auf dem Rütihof beispielsweise chemische Hilfsstoffe sehr zurückhaltend eingesetzt. Darüber hinaus werden etwa die Ökobilanz analysiert und Lösungen aufgezeigt, um die CO2-Emissionen zu reduzieren. Um das Siegel führen zu dürfen, müssen die Betriebe sich stetig verbessern. Unabhängige Institute stellen die Korrektheit der Zertifizierung nach wissenschaftlichen Ansprüchen sicher.
Weinkelterung heisst nicht, Weine zu machen, sondern sie entstehen zu lassen
«Um die Energien der Rebe in die richtigen Bahnen zu lenken, lassen wir ihr Raum und Zeit, ihrer Natur und ihrem Terroir gemäss zu gedeihen», erklärt Monica Hasler Bürgi. Das verlangt sorgsame Stockpflege und gezielte Eingriffe. Den Ertrag jeder Rebe wird von Hand reguliert. So können die Trauben ihre Eigenschaften voll entwickeln. Die Verarbeitung der Trauben bietet viel Raum für Experimente und Innovationen. «Einem lebendigen Wein zuliebe gönnen wir der Kelterung Zeit. Nach der Gärung lassen wir den jungen Wein möglichst lange auf der Feinhefe reifen. So streben wir komplexe und langlebige Weine an.
Bei der Vergärung setzen wir mehrheitlich auf Hefen aus der Forschungsanstalt Wädenswil. Sie gehen auf die natürliche Hefeflora am Zürichsee zurück und vergären unsere Trauben schöner und zuverlässiger als andere.»
Weine, die sich durch Fruchtigkeit und Frische auszeichnen sollen, werden im Stahltank ausgebaut. Rotweine, bei denen Komplexität und Finesse im Vordergrund stehen, verlangen nach Barriqueausbau.
Die bislang erreichten Preise und Auszeichnungen sind eine Anerkennung dieser Arbeiten.
Hommage an den Zürichsee
Seit jeher gilt der Räuschling als die Rebe vom Zürichsee. Dank seiner mineralischen Säure und frischen Zitrusaromatik wird er als Spezialität geschätzt. Als Hommage an das Weinbaugebiet Zürichsee und seine autochthone Rebsorte Räuschling haben sich drei Winzer zusammengetan, um einen ganz besonderen Wein zu entwickeln. Gemeinsam mit Lüthi Weinbau Männedorf und Schwarzenbach Weinbau Meilen vereint das Weingut Rütihof ihre Räuschling-Trauben zu einer Assemblage. Dafür wird eine Auslese aus sorgfältig selektionierten Trauben der Meilener Lage «Aebleten», Schwarzenbach Weinbau Meilen, sowie der beiden Stäfner Lagen «Lattenberg», Lüthi Weinbau Männedorf, und «Risi-Rain», Weingut Rütihof Uerikon, gekeltert. Diese repräsentieren gleichzeitig die drei typischen Bodenarten am Zürichsee: Sandstein-Verwitterungsboden mit sandigem Lehm («Aebleten»), tonig-lehmiger Boden («Lattenberg») sowie kieseliger Kalk-Mischboden auf Nagelfluh («Risi-Rain»). Um neben modernen Methoden und Techniken an frühere Traditionen des Rebbaus am Zürichsee anzuschliessen, kam bei der Gärung des «R3 Räuschling AOC Zürichsee» erstmals die Naturhefe «1895» zum Einsatz. Sie konnte aus einem 1895er Räuschling aus dem Keller des Weingutes Schwarzenbach isoliert und vermehrt werden. Diese Räuschling-Weinhefe prägt die Harmonie und Vielschichtigkeit des «R3»-Räuschlings.
Degustation
R3 Räuschling AOC Zürichsee
Alkoholgehalt:
12 vol. %
Kelterung:
Kaltvergärung, biologischer Säureabbau
Charakter:
präsente, frische Zitrusaromen, Blüten, Feuerstein
im Gaumen frische Säure und Mineralität, vielschichtige Aromatik
Trinkreife:
Bis 15 Jahre nach der Ernte, hohes Alterungspotenzial
Optimale Ausschanktemperatur:
6–12 °C
Passt zu:
Aperitif, Fisch vom Zürichsee, Gemüse, Salaten, Ziegenkäse
Erfolg:
Der Jahrgang 2015 wurde an der IWPZ mit Silber ausgezeichnet.
Stellaria
Eine Neuinterpretation der Riesling-Sylvaner-Traube, welche nach der Stellaria media (Vogelmiere) benannt ist. Diese zarte, weissblühende Nelkenart wächst unter den Rebstöcken auf den leichten Nagelfluhböden.
Alkoholgehalt:
11 vol. %
Kelterung:
Kaltvergärung, Abstoppen der Gärung, ohne biologischen Säureabbau
Charakter:
helles Gelb, frisch-fruchtige Gäraromatik
im Gaumen Restsüsse im Gaumen Restsüsse, frische Säure und Mineralität, vielschichtige Aromatik
Trinkreife:
Bis 2 Jahre nach der Ernte
Optimale Ausschanktemperatur:
4–10 °C
Passt zu:
Fisch- und Krustentiergerichten, exotischen Kreationen und Süssspeisen
Erfolg:
2016: An der Falstaff-Riesling x Sylvaner-Trophy in der Kategorie halbtrockene Weine mit Silber ausgezeichnet.
Pinot noir Barrique
Die Pinot noir-Traube stellt im Anbau und in der Kelterung sehr hohe Ansprüche. So gilt sie als Königsklasse des Winzerschaffens.
Alkoholgehalt:
12,5 bis 13,5 vol. %
Kelterung:
Maischegärung mit 15 % Saftabzug (saignée), 12 Monate Ausbau im Barrique
Charakter:
tiefes Rubinrot, Fruchtbouquet (dunkle Beeren, Kirschen), Röstaromen, eleganter, mittelschwerer Körper
intensive Gaumenaromatik, komplex, dicht, ausgewogen strukturiert, nachhaltig
Trinkreife:
2 bis 6 Jahre nach der Lese
Optimale Ausschanktemperatur:
16–18 °C
Passt zu:
Rinds-, Lamm- und Wildgerichten
Erfolg:
2013: Am Grand Prix du Vin Suisse und an der IWPZ mit Silber ausgezeichnet.
Tardif Pinot noir Barrique
Der Tardif ist eine Hommage an die besten Weinjahre. Denn nur in ausgezeichnet Jahren wird der Tardif gekeltert. Für ihn werden Fruchtruten der Reben geschnitten und die Trauben während zwei Wochen am Stock eintrocknen gelassen.
Alkoholgehalt:
13,5 bis 14,5 vol. %
Kelterung:
Maischegärung mit 15 % Saftabzug (saignée), 12 Monate Ausbau im Barrique
Charakter:
tiefes Rubinrot, reiffruchtiges Bouquet (Dörrfrüchte, Zwetschgen, Kirschen)
intensive Gaumenaromatik, Röstaromen, voluminös, üppige Fülle, kraft- und charaktervoll
Trinkreife:
1 bis 6 Jahre nach der Lese
Optimale Ausschanktemperatur:
16–18 °C
Passt zu:
Rinds-, Lamm- und Wildgerichten
Cabernet dorsa Barrique
Ursprünglich wurde der Cabernet Dorsa als Kreuzung von Cabernet Sauvignon und Dornfelder bezeichnet. Nun ist jedoch bekannt, dass er eine Kreuzung von Lemberger und Dornfelder ist und mit Cabernet Sauvignon nichts zu tun hat. Seinen Namen behielt die Traube trotzdem.
Alkoholgehalt:
12 bis 13 vol. %
Kelterung:
Maischegärung, Ausbau auf der Hefe, 12 bis 18 Monate Lagerung im Barrique
Charakter:
dunkel purpurrot mit violetten Reflexen, Bouquet mit intensiven Aromen von Kirschen und Eukalyptus, Röstaromen vom Holz
im Gaumen nachhaltig mit feiner Würzigkeit, gute Struktur mit kernigem Gerbstoff
Trinkreife:
2 bis 6 Jahre nach der Lese
Optimale Ausschanktemperatur:
16–18 °C
Passt zu:
Rind-, Lamm- und Wildgerichten sowie zu Hartkäse
Spirit & soul
Likörwein, Zweigelt
Süsse und Weingeist reifen im Barrique zu einem feurigen Genuss. Beflügelt den Geist und wärmt die Seele.
Alkoholgehalt:
19 vol. %
Kelterung:
Abgebrochene Gärung durch hochprozentiges Weindestillat, Reifung im Barrique
Charakter:
Frucht- und Röstaromatik
Trinkreife:
2 bis 15 Jahre nach der Lese
Optimale Ausschanktemperatur:
12–18 °C
Passt zu:
Portwein zu Hartkäse, als Dessert