A-Strass Weingut Birgit Eichinger
«Grosse Weine entstehen im Kopf und im Herzen.» Als eine von wenigen Winzerinnen Österreichs hat sich Birgit Eichinger aus Strass (Kamptal) an die Spitze vorgearbeitet. Sie produziert vorwiegend Weissweine.
Birgit Eichinger liebt kraftvolle, charakterstarke, elegante Weine. Zudem sucht sie die Individualität. Weiterentwicklung nicht Stillstand, Individualität statt Mainstream sind ihr Credo. Als grösste Herausforderung sieht sie es daher, den Weinen ihre unverwechselbare Handschrift zu geben. Ihre Weine geniessen internationale Beachtung. Dieser Erfolg rührt unter anderem daher, dass sie es blendend versteht, den einzelnen Sorten die optimale Lage zuzuordnen. So entlockt sie den unterschiedlichen Terroirs im Strassertal äusserst facettenreiche, komplexe Weine. Das geschieht mit grosser Sorgfalt, modernster technischer Ausstattung und viel Geschick. Birgit Eichingers Weine tragen klar ihre Handschrift und die des Kamptals.
Was von aussen wie ein kleines Herrenhaus aussieht ist in Wahrheit ein grosses Frauenhaus. Hinter der geschmackvollen Fassade am Ortseingang von Strass im Kamptal gelegen, verbirgt sich neben dem gepflegten Keller auch die Weinbibliothek, die Birgit Eichinger gerne als das Gedächtnis ihres Weingutes bezeichnet. Dort lagern alle ihre wichtigen Weine, teils auch in Grossflaschen. Das Weingut liegt den Weingärten zu Füssen. Direkt hinter dem Gebäude erhebt sich die Lage Gaisberg und bietet einen eindrucksvollen Blick hinein ins Kamptal. Erfolg braucht Raum. Daher ist der Betrieb seit seiner Gründung 1992 auf derzeit heute 15 Hektar gewachsen – das in den besten Kamptaler Rieden. Heute erntet Birgit Eichinger vier verschiedene Rebsorten in den Lagen Heiligenstein, Lamm, Gaisberg, Wechselberg, Stangl und Hasel.
Toplagen
Hasel: Der Name der Lage leitet sich von der Haselstaude ab, welche sehr gut versorgte Standorte liebt. Da diese Staude in dieser Region sehr häufig vorkommt, gaben die Winzer dieser Riede vor vielen Generationen den Namen «Hasel». Der Boden entstand im trockenen, kalten Klima der Eiszeit. Durch Gletschereinwirkung (hoher Druck) wurden Gesteine wie Quarz, Kalk, Glimmer und Lehmpartikel pulverisiert. Diese Böden leiden kaum unter Trockenheit, da der Löss ein enormes Feuchtigkeitsreservoir bietet. Das Hasel befindet sich im mittelhohen Hügelland, nach Süden abfallend und lässt verlässlich den klassischen Grüner Veltliner Typ des Kamptals gedeihen.
Stangl ist eine Südkessellage, die die Fortsetzung des Wechselbergs bildet. Sie setzt sich zusammen aus Löss-Lehmboden und sandhaltigem, kalkfreiem Ton in den verschiedensten Ausprägungen, der durch Eisenverbindungen gelb-braun gefärbt ist. Das alles entstand durch Verwitterungen von Granit und Gneis, Entkalkung von Löss und Gletscherablagerungen. Diese Elemente wurden von Eis, Wasser und Wind sehr weit bis ins Kamptal transportiert.
Der Wechselberg (367m Seehöhe) ist der unmittelbare Nachbar des Gaisbergs. Von dort kann man das ganze malerische Kamptal überblicken. Der mächtige Wechselberg erhebt sich an der östlichen Seite des Strassertals und ist nach Süden ausgerichtet. Die Böden sind Verwitterungsböden des Kristallins der Böhmischen Masse bzw. kristalline Schiefer. Auf Grund der Höhe des Wechselbergs bringen die Nächte eine Abkühlung der heissen Sommerluft. Das gewährleistet einen hervorragenden Ausbau von Aromastoffen in der Traube.
Der Gaisberg stellt rein optisch die Verlängerung des Langenloiser Heiligensteins dar und zählt zu den besten Lagen des gesamten Weinbaugebietes. Er ist der südöstlichste Ausläufer des Manhartsbergs und somit des Kristallin der Böhmischen Masse. Von diesem Punkt ostwärts und südwärts herrschen absolut andere geologische und klimatische Verhältnisse. Dieser Übergangshorizont macht das Besondere dieser Weinlage in Südexposition aus. Verwitterungsböden und Kristallingestein mit Braunerdeauflage überwiegen in dieser Südostlage. Im oberen Teil treten Glimmerschiefer-Verwitterungsböden auf, die für Riesling gut geeignet sind. Der untere östliche Bereich mit sandiger Lössauflage ist mehr dem Grünen Veltliner gewidmet.
Der Heiligenstein stellt eine absolut klassische Rieslinglage dar. Mit seinem rötlichen, verwitterten Wüstensandstein und den Konglomeraten aus Vulkanbestandteilen ist er einer der besten Rieslinglagen Österreichs. Zwischen den Rebflächen finden sich eine Flora und Fauna, wie sie sonst nur in weit südlicheren, mediterranen Gegenden anzutreffen sind. Auf den mit Tröpfchen bewässerten Terrassen gedeiht der Riesling in seiner besonders feinwürzigen Aus-prägung. Das harte Muttergestein gibt die lagen-spezifischen Mineralstoffe in die Traube ab und schafft bodenbestimmte Weine. Die muschelförmige nach Süden geöffnete Kessellage bildet ein besonderes Mikroklima, das die sortentypischen Fruchtaromen im Riesling besonders fördert. Der Boden bringt somit die allerbesten Vorausset-zungen um Rieslingtrauben von grosser Extrakt-und Duftfülle heranreifen zu lassen.
Im südöstlichen Teil des Heiligensteins gelegen, ist die Ried Lamm (1. Lage) Garant für ausdruckstarke, vielschichtige Grüner Veltliner mit Eleganz und Anmut. Das Terroir hier ist lössig lehmig, von der Geologie durch die Elemente des Heiligensteins geprägt (Perm, Vulkanstein, starker Siltanteil). Dieses Zusammenspiel der Böden macht es möglich derart aussergewöhnliche Grüner Veltliner zu produzieren. Dazu kommt das besondere Mikroklima des nach Süden geneigten Hanges. Dies wirkt sich, gemeinsam mit dem Boden, überaus positiv auf die Kraft und den Schmelz des Weines aus.
Authentisches mit Tiefgang
So unterschiedlich ihre Weine auch schmecken, eines haben sie gemeinsam. Die Tropfen sind alle weiss, trocken und still; Birgit Eichinger produziert prinzipiell keine Süssweine und auch keinen Sekt. Neben den Grünen Veltlinern (70%) sind 20% ihrer Produktion von der Rieslingtraube. Die übrigen 10% teilen sich in Chardonnay und Roter Veltliner auf. Früher setzten viele Weinbauern auf diese Rebsorten, die heute als Rarität zu betrachten ist. «Im Keller greifen wir so wenig wie möglich in die Entstehung des Weines ein. Vielmehr unterstützen wir jede Sorte ihr ganz eigenes geschmackliches Profil zu entwickeln», sagt die Winzerin. Denn die Symbiose von Klima, Boden und Rebe darf und soll sich so pur wie möglich widerspiegeln. Dass das der richtige Weg ist, zeigen nicht nur die zufrieden Kunden sondern auch die zahlreichen Auszeichnungen im In-und Ausland. Eichinger gewann den Falstaff Grüner Veltliner Grand Prix 2012: «Der Grüne Veltliner Wechselberg 2011 von Birgit Eichinger wurde als bester Grüner Veltliner des Jahrgangs 2011 prämiert. Er wurde in einer aufwendigen Vergleichsdegustation der Zeitschrift Falstaff als Sieger von 100 Weinen ermittelt.»
Als im Jahre 1997 Österreichs Top-Veltliner erstmals in dieser Form ermittelt wurde, stand ein Wein von Birgit Eichinger schon einmal ganz oben in der Ergebnisliste. Der Grüne Veltliner 2012 erhielt im Wine Enthusiast 92/100 Punkte.
Weinprobe
Leidenschaftonline.ch liess es sich nicht nehmen, einen Querschnitt durch Birgit Eichingers
Weinschaffen zu verkosten:
Das Traubengut für den Grünen Veltliner Hasel wurde ohne zu fermentieren schonend abgepresst. Der Most wurde vorgeklärt und anschliessend im Stahltank vergoren und gelagert. Komplexe Gewürznoten und etwas Lindenblüten konnten wir riechen. Der Weisswein ist sehr zart, feingliedrig und apart, obschon er 12,5% vol. Alkohol aufweist. Mit 6,7‰ hat er eine erfrischend satte Säurestruktur. Insgesamt handelt es sich bei diesem Wein um einen sehr typischen Veltliner, der vor allem durch seinen Duft überzeugt.
Der Grüne Veltliner Wechselberg wird im Keller gleich aufbereitet. Da das Traubengut jedoch auf Verwitterungsböden des Kristallins gedeiht, schmeckt er ganz anders. Er ist würzig, die Nase erinnert an Spargel, minzig-pfeffrige Noten und reifem Kernobst. Der Wein ist fein mineralisch durchzogen, hat einen rauchigen Unterton und ist mundfüllend.
Der Grüne Veltliner aus der Riede Lamm wirft mit 20 hl pro Hektar den geringsten Ertrag ab. Der Most wurde 15 Stunden vorgeklärt und danach im 1000 Liter fassenden Eichenfass vergären zu lassen. Über 4 Monate hindurch wurde die Hefe aufgerührt. Danach wurde der Wein direkt von der Hefe auf die Flasche gefüllt. Entstanden ist ein fast samtig anmutender mittel-goldgelber eleganter, würziger Wein. Er schmeckt nach Honigmelonen, Tabak und verfügt mit 4,2 g/l über eine elegante Restsüsse.
Für den Roten Veltliner Stangl wurden die Trauben zehn Stunden fermentiert. Dies mit dem Ziel sein feines Fruchtaroma zu verstärken. Und tatsächlich sahen wir vor unserem geistigen Auge einen Früchtekorb mit Birnen, Äpfel, Stachelbeeren, Ringlotten und etwas Mango. Seine tiefe und vielfältige Aromatik zeigt sich auch in seinen körperreichen
13% vol. Alkohol. Doch zurück zu seiner Entstehung. Der Most wurde 20 Stunden geklärt und mittels Hefe vergoren. Die Gärung dauerte 20 Tage. Anschliessend wurde er im Stahltank ausgebaut. Die 6.8‰ Säure und die 3.1 g/l Restsüsse sind gut ausbalanciert und eingebunden.
Die Trauben für den Riesling Heiligenstein werden jeweils anfangs November gelesen und danach während 15 Stunden im eigenen Saft fermentiert, 18 Stunden vorgeklärt und mittels Hefe vergoren. Bei der etwa fünfwöchigen Gärung hat sich eine zarte Kohlensäure gebildet und der Wein hat seine erwünschte Restsüsse (5.1 g/l) erhalten. Die Lagerung erfolgte sechs Monate auf der Vollhefe im Stahltank. Kühle Noten, extreme Ausprägung nach Weingartenpfirsichen; mächtige Fruchtsüsse explodiert am Gaumen, ein charaktervoller Riesling, immenser Druck, kraftvolle Statur, cremig, sehr gebündelt; die Mineralität wird klar transportiert, langes Finale – diese Schlagworte umschreiben den leidenschaftlichen Riesling vom Heiligenstein.
Eichinger Weine werden auf der ganzen Welt getrunken. Jede zweite Flasche wird exportiert. Der Fortbestand des Weinguts ist mit der Geburt ihrer Tochter Gloria 1997 gesichert.