Riedels Sommelier
- weltweiter Weinglasmassstab
«Schlimmer, als aus dem falschen Glas, ist es, einen Wein mit den falschen Menschen zu trinken», davon ist nicht nur Georg Riedel überzeugt. Vor mehr als 40 Jahren entdeckte Claus Riedel (9. Generation), dass derselbe Wein aus verschiedenen Gläsern unterschiedlich schmeckt. Sein Sohn Georg erkannte, dass «der Inhalt die Form bedingt» und die Sortentypizität der Reben nach unterschiedlichen Formen und Inhalten verlangt, in denen ihre Botschaften optimal zur Geltung kommen. Die Entwicklungsarbeit von zwei Generationen bildet die formgestalterische Grundlage der unterschiedlichen Gourmetglaslinien von Riedel.
In Zusammenarbeit mit der italienischen Sommeliersvereinigung (ASI) hat Claus Riedel 1973 die erste Gourmetglasserie der Welt in Orvieto präsentiert. Die Serie umfasste zehn Grössen. Seit dieser Zeit hat sich die Welt des Weines grundlegend geändert. Regionen und Kontinente produzieren heute Weine, die damals nicht existierten oder unbekannt waren. Tochter Laetizia zu ihrem Vater: «Warum brauchst du ein solches Glas?» «Weil der Wein perfekt darin Platz findet», entgegnet Vater Georg. Dies ganz getreu dem Grundsatz: «Jeder Wein in seinem Glas.» So hat sich die Glasserie Sommeliers zu einer umfassenden, auf dem letzten Stand befindlichen Vitrum-Vino-Thek weiterentwickelt. Sommeliers ist heute der Weinglasmassstab und die erfolgreichste handgemachte Glasserie der Welt. Jedes Glas ist eine Einzelanfertigung: die Oberteile in Formen geblasen, Stiel und Boden von Hand geformt nach Fertigungsmethoden, die zu Christi Geburt entwickelt wurden. «Unsere Glasmacher bringen Talent, Können und Sorgfalt ein, es ist dies Voraussetzung, um den Sommeliers die handwerkliche Ausstattung zu geben, die von unseren Kunden erwartet wird», erklärt Georg Riedel, Geschäftsführer von Riedel Glas im österreichischen Kufstein.
Wie ein Riedel-Glas seine Form findet
Die anhaltend besser werdende Weinqualität verlangt nach der Weiterentwicklung von Formen, welche den dichteren, noch konzentrierteren, noch perfekteren Weinen gerecht werden. Mit seinen Gläsern hat Riedel dem Wein die Möglichkeit geschaffen, Duft und Geschmack optimal an die Sinne des Geniessers zu vermitteln. Die von Riedel über Jahre erarbeiteten revolutionären Erkenntnisse im Zusammenspiel von Glasform und Weingenuss sind heute Allgemeingut. «Unsere Kunden in aller Welt sind überzeugt, dass nur ein Riedel Glas die Sinnlichkeit des Weines vermittelt.» Daher ist es für Georg Riedel unerlässlich, hochwertige, weingerechte Gläser am Markt zu verschiedenen Preislagen anzubieten. Damit verbunden ist die Entwicklung neuer, dem Wein angepasster Formen. Ein neues Riedel-Glas entsteht im Zusammenspiel von Erfahrungswerten und einem Workshop. Jeder der zwölf Wein-Experten. erhält seine Flasche Wein, den er aus zwölf verschiedenen Test-Gläsern verkostet. Diese stammen aus der bestehenden Kollektion. Die meisten davon haben, nach den bisherigen Erfahrungen, eine Affinität zum betreffenden Wein. Zwei oder drei Gläser haben bewusst keine, sondern eher den entgegengesetzten Effekt, um die Verkoster für die Aufgabe zu sensibilisieren. Im ersten und zweiten Verkostungsdurchgang werden jeweils drei Gläser eliminiert. Sie haben die geringste Affinität. Im dritten Durchgang beginnen die Tester an ihrem Lieblingsglas zu hängen. Bildet sich keine deutliche Mehrheitsmeinung, sind die falschen Gläser ausgewählt worden. Bleiben jedoch drei weitgehend unbestrittene Gläser übrig, dienen sie als Referenzformen für den Prototyp.
Weintrinken – eine Sinneserfahrung
Der Sehsinn stellt den ersten Kontakt zum Getränk her. Die Farbe des Weines, aber auch die Optik des Glases werden wahrgenommen. Ein Riedel-Glas fasst man immer am Stiel an. Der Tastsinn nimmt die perfekte Balance des Glases wahr. Die handwerkliche Verarbeitung garantiert die seidenweiche Oberfläche von Stiel, Bodenplatte und Kelch. Um die Eigenschaften des Weines nicht zu verfälschen, ist es notwendig, Form und Volumen des Glases auf den Charakter der Getränke abzustimmen. Olfaktorische Details des Getränkes werden durch Schwenken des Glases besser wahrgenommen. Der Geruchssinn ist imstande, viele hundert verschiedene Aromen zu definieren. Die Qualität eines grossen Weines zeigt sich besonders in seinem Bouquet. Der Geschmackssinn bestätigt meist, was die Nase wahrgenommen hat. Formspezifische Parameter sind dafür verantwortlich, wie das Getränk in den Mund gelangt und infolge dort seine Qualität entwickelt. Die Form des Glases, sein Volumen und der Durchmesser des Mundrandes (sowie seine Ausführung, Rollrand bzw. geschliffener Mundrand) lenken den Schluck (schmal, breit, vorne oder hinten) auf die Zunge, die auf Grund ihrer Sensibilität die vier Ge-schmackskomponenten Süss, Sauer, Salz und Bitter wahrnimmt. Mit dem Tastsinn der Zunge sind wir imstande, Temperatur und Konsistenz des Getränkes wahrzunehmen. Am Gaumen entfaltet sich der Wein weiter, jedoch zeigt sich die geschmackliche Intensität von Frucht, Säure und Tannin in verschiedenen Glasformen völlig unterschiedlich. Auch der Abgang ist von der Form des Glases stark beeinflusst. Aus dem richtigen Glas bleibt im Mund die angenehme Erinnerung und die Vorfreude auf den nächsten Schluck.
Die richtige Glaspflege
Riedel Glas besteht zu 24% aus Bleikristall, was in der Handhabung Sorgfalt verlangt. Bleikristall ist grobporig und weich, dies fördert die Duftentwicklung des Weines, jedoch haften auch andere unerwünschte Geruchskomponenten an, die dem Weingenuss nicht zuträglich sind. Grosse Gläser und ihre Oberflächen verstärken diese Tendenz. Daher ist die richtige Glaspflege sehr wichtig. Es gibt zwei Möglichkeiten:
Riedel Glas ist grundsätzlich spülmaschinengeeignet. Während des Wasch- und Trockenvorganges in der Spülmaschine über mehrere Stunden wird durch Einwirkung von Hitze und vor allem hoher Feuchtigkeit die Glasoberfläche korrodiert und dadurch kommt es zur Glastrübung.
Oder von Hand…
Warmes Wasser, wenig Spülmittel und anschliessend mit klarem Wasser die Spülmittelreste sorgfältig entfernen. Dieser Vorgang ist besonders wichtig bei allen kohlensäurehaltigen Getränken wie Champagner, Sekt, Bier. Für speziellen Glanz das Glas über Dampf halten. Beim Trocknen der Gläser ist auf deren Wandstärke zu achten. Nicht das Leinentuch in den Kelch «stopfen», das gibt Druck und kann zum eventuellen Verlust des Glases führen. Zuerst die Bodenplatte trocknen, dann das Glas in eine Hand geben und mit der anderen den Kelch polieren. Beim Polieren das Glas niemals an der Bodenplatte halten.